

Die Weiße Frau hat drei typischen Kennzeichen:
* sie wird immer als eine Angehörige der betroffenen Familie
beschrieben, oft die Ahnmutter oder Letzte des Geschlechts
* sie ist ein guter Geist
* sie zeigt wichtige bevorstehende familiäre Ereignisse wie Geburten
und Todesfälle an
Ihre Kleidung ist schneeweiß, wechselt aber in einigen Familiensagen
zu schwarz, wenn sie Todesfälle anzeigt.
Die bekannteste Sage über die Weiße Frau hat ihren Ursprung auf der Plassenburg ob Kulmbach und ist mit der Familie Hohenzollern verknüpft. Die Burgherrin Kunigunde, Witwe des Grafen Otto von Orlamünde, hatte sich in den Burggrafen Albrecht den Schönen
verliebt. Dieser sagte, er würde gerne wieder heiraten, wenn da
nicht vier Augen im Wege stünden. Kunigunde missverstand diese Nachricht und meinte, ihre beiden Kinder wären damit gemeint. Sie
ermordete ihre beiden kleinen Kinder, indem sie ihnen mit einer Nadel in den Kopf stach. Albrecht meinte aber damit seine Eltern.
Darauhin wandte sich Albrecht von Kunigunde ab.
Daraufhin unternahm Kunigunde ein Pilgerfahr nach Rom und bekam
vom Papst die Vergebung ihrer Sünde, jedoch bekam sie vom Papst die Auflage ein Kloster zu stiften und dort einzutreten. Zur Buße rutschte sie auf Knien von der Plassenburg in das Tal von Berneck und gründete das Koster Himmelkron. In diesem Kloster starb sie später als Äbtistin.
In einer anderen Variante dieser Sage hiess es, dass das Kloster schon bestand und ihre Kinder dort bestattet waren. Kunigunde erblickte auf den Knien rutschend das Kloster und starb dann vor Erschöpfung. Nach ihrem Tod erschien sie als Weiße Frau, um den
Hohenzollern, Nachkommen Albrechts, bevorstehende Todesfälle und anderes bevorstehendes Unglück anzuzeigen.

Die Weiße Frau wurde in der Plassenburg 1486 gesehen.
In den kommenden Jahrhunderten wurde sie noch viele male gesehen.
Im Berliner Stadtschloss wurde die Weiße Frau erstmals 1628 erblickt und dann noch andere male gesehen. Zuletzt soll sie 1945, kurz vor der Zerstörung des Schlosses aufgetaucht sein. Man sah sie auch in anderen Schlössern des preußischen Königshauses. 1620 wurde im Schloss Stettin die Erscheinung der als Hexe hingerichtete Jungfrau Sidonie von Borcke gesehen.
Hinter der Weißen Frau, die im Düsseldorfer Schloss spuken soll, verbirgt sich die Erinnerung an Jakobe von Baden, die dort am 3. September 1597 ermordet aufgefunden wurde.
Es wird über eine weitere Weiße Frau in der Starkenburg in Heppenheim berichtet, die dort geistert, weil ihr Gemahl bei der
Verteidigung der Burg gefallen ist. Man sieht sie meist kurz nach
Sonnenaufgang als weiße, nebelhafte Gestalt.
Außerdem hat man sie auch in Böhmen, Ansbach, Cleve, Bayreuth,
Coburg, Halle, Darmstadt Saalfeld, Frankenwald, Thüringen und Trier gesehen.

